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Es wird Zeit für einen langen Drink

Die Tage sind wieder länger und wärmer geworden. Der Garten, die Terasse oder der Balkon werden zum beliebten Zufluchtsort für Genussmomente und irgendwo in der Nachbarschaft wird garantiert bereits grilliert. Wer jetzt mit einem Bier in der Hand herumsteht, sich nach Abwechslung sehnt und so tut, als gäbe es keine Alternativen, liegt falsch. Und wie! Denn wenn der Apéro ruft und Weisswein oder Bier sich anfühlen wie ein ewiges Déjà-vu, wird es Zeit für einen Griff zur etwas in Vergessenheit geratenen Form der Trinkkultur: dem Longdrink.
Nein, die Rede ist hier nicht von jenen Zucker- und Farbbomben, die mit Schirmchen und kitschigem Zuckerrand serviert werden – dem, der nur nervig an den Lippen klebt und zwischen den Zähnen knirscht. Gemeint sind Drinks, die man(n) selbst machen kann – Longdrinks mit Charakter. Mal herb, mal süffig, mal mit Schuss, mal ganz ohne.

Cynar Grapefruit Highball

Ein Longdrink mit Artischocken? Klingt komisch, passt aber. Dieser Longdrink setzt auf Cynar – einen bitteren Kräuterlikör auf Artischockenbasis. Grapefruitsaft bringt Frische, ein Schuss Soda sorgt für Leichtigkeit.

  • 5 cl Cynar
  • 6 cl Grapefruitsaft
  • 6 cl Mineralwasser
  • Eiswürfel

Ein Blick zurück: Von der Hotelbar zur Sommerterrasse

Die Geschichte der Longdrinks beginnt im 19. Jahrhundert, als man in England und den USA damit begann, hochprozentige Spirituosen mit Wasser oder Soda zu strecken – sei es nun aus Sparsamkeit oder als geschmackliches Konzept – das spielt für unsere Sommererfrischung keine Rolle mehr.

Amaretto Lemon

Dieser Drink kommt mit einem Lächeln – und bleibt länger, als man denkt. Der sanfte Verführer kombiniert süssen Amaretto mit prickelnder Zitronenlimonade zu einem harmonischen Longdrink, der Erinnerungen an italienische Sommerabende weckt. Kein harter Alkoholhammer, sondern ein Charmeur im Glas – ideal für den Apéro oder den lockeren Abschluss eines Grillabends.

  • 5 cl Amaretto
  • 10 cl Zitronenlimonade 
  • Eiswürfel 
  • Zitronenschnitz oder Minze
Wie auch immer: In den 50ern und 60ern waren Longdrinks in Hotellobbys und auf Terrassen zu Hause. Ein Gin Tonic war mehr als ein Getränk – er war ein Statement. Dann gerieten sie ins Hintertreffen, verdrängt von süssen Partybomben der 90er oder hippen Craft-Cocktails mit zehn Zutaten und drei Zubereitungsschritten.

Die folgenden sechs, unkomplizierten Longdrinks zeigen, wie viel Charakter in einem einfachen Glas stecken kann – solo genossen oder als stilvolle Aufwertung eures Apéros. Ganz ohne Barkeeperkurs.

Apple Bitter Lemon

Alkoholfrei und trotzdem mit Charakter: Bitter Lemon, Apfel und Zitrone ergeben einen erfrischenden Drink, der nicht nur für Fahrer taugt.

  • 10 cl Bitter Lemon
  • 5 cl naturtrüber Apfelsaft
  • 2 cl Zitronensaft
  • Eiswürfel
  • frische Minze

Was ist eigentlich ein Longdrink?

Ein Longdrink – der Name sagt’s eigentlich schon – ist ein Getränk, das lang gezogen wird. In ein Glas kommt «etwas» Alkohol und ein guter Schuss Filler – meistens sind dies Tonic, Cola, Ginger Ale oder Saft. Klingt nach Verwässerung, ist aber die hohe Kunst des geschickten Kombinierens von Geschmäckern. Im Gegensatz zum kompakten Cocktail wird beim Longdrink nicht gerührt, sondern gegossen. Eis rein, Spirituose dazu, auffüllen und auffüllen mit whatever. Der Trick liegt im Verhältnis, den Zutaten und natürlich im richtigen Genussmoment. Dazu gehört selbstverständlich auch, dass der Longdrink im hohen Glas mit Eis serviert wird – nomen soll schliesslich omen sein.

Tomate-Tabasco

Diese Legende – der nachgesagt wird, dass sie ideal fürs späte Frühstück am Morgen danach ist – kennen alle. Würzig, gehaltvoll, belebend – der Drink, der das Katerbier ablöst. Wer in seiner Gewürzschublade das Selleriesalz vermisst, kann es weglassen, die frische Selleriestange darunter mixen oder diese wie ein Strohhalm ins Glas stellen.

  • 6 cl Tomatensaft
  • 2 cl Zitronensaft (optional)
  • 1 Prise (Sellerie-)salz
  • 1 Spritzer Worcestersauce
  • Tabasco nach Geschmack
  • Eiswürfel
  • Selleriestange
Ihre grosse Zeit hatten Longdrinks in den 50er- und 60er-Jahren, als Männer noch Hüte trugen und «Gin Tonic» eine stilvolle Lebensentscheidung war. Dann kam die Partyzeit der 80er und 90er, in der «Sex on the Beach» und Konsorten für klebrige Tresen sorgten. Zeit also den Longdrink in seiner ursprünglichen angedachten Form wieder aufs Serviertablett zu bringen. Als Statement – als Gegenentwurf zum schnellen Shot und zum ewig gleichen Feierabendbier.

Scotch Ginger

Ein Schluck wie ein Sonnenuntergang am Feuer. Rauchiger Scotch trifft auf süsses Ginger Ale – überraschend harmonisch.

  • 4 cl rauchiger Scotch
  • 12 cl Ginger Ale
  • Eiswürfel
  • Limettenscheibe (optional)
Wer nun beim Lesen den einen oder anderen Drink bereits wiedererkannt hat: umso besser. Denn gute Longdrinks müssen nicht neu erfunden werden – manchmal genügt es alte Bekannte neu zu entdecken. Vielleicht mit einem besseren Rum, einem anderen Tonic oder einfach zur richtigen Zeit. Und für jene die sich in unbekannte Gewässer wagen möchten folgt nun noch ein «Geheimtipp»: In Argentinien ist er Kult, bei uns noch eher unbekannt– Fernet Coca:

Fernet con Coca

Was zunächst ungewöhnlich klingt – ein bitterer Kräuterlikör mit süsser Cola – entpuppt sich als erstaunlich ausgewogener Longdrink. Herb, erfrischend und mit einer leichten medizinischen Note ist dieser Drink nichts für Einsteiger, aber genau richtig für alle, die das Bittere mögen und gerne neue Geschmackserlebnisse entdecken. In Argentinien gehört Fernet Branca mit Cola praktisch zum Nationalgetränk – besonders in Córdoba, wo er eisgekühlt aus dem hohen Glas genossen wird.

  • 5 cl Fernet Branca
  • 15 cl Cola (klassisch, nicht light)
  • Eiswürfel
  • Zitronen- oder Limettenschnitz (optional)
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