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Figurados – Die figurbetonten Exoten unter den Zigarren

Wo Neugier und Handwerkskunst zusammenkommen, entstehen Zigarren mit ungewöhnlichen Formen. Formate wie Torpedo, Salomon oder Culebra stehen für eine Rauchkultur jenseits der Geradlinigkeit – und sie sind längst nicht die einzigen. Auch Varianten wie Belicoso, Diadema oder Short Salomones zeigen, wie vielfältig das Spektrum sein kann. Wer gerne abseits der gewohnten Wege unterwegs ist, findet hier einiges zu entdecken.
Gerade Formen, verlässliche Masse, bewährte Ringformate – das ist der Standard in der Welt der Zigarren. Wer eine Robusto kauft, weiss, was er bekommt: ein solider Zug, gleichmässiger Rauch, vorhersehbarer Verlauf. Es funktioniert, seit Jahrzehnten. Und doch gibt es sie, die anderen: die schrägen, gebogenen, spitz zulaufenden, verflochtenen Formate. Sie stehen in keinem direkten Widerspruch zur klassischen Zigarre, aber sie nehmen sich Raum – optisch, handwerklich und geschmacklich. Und man kann sich fragen, warum sie heute seltener geworden sind – denn sie sind alles andere als langweilig.

Figurados haben eine lange Tradition. Ihre Geschichte reicht zurück ins späte 19. Jahrhundert, insbesondere nach Kuba. Damals waren nicht-zylindrische Formate weit verbreitet. Doppel-Figurados, bei denen beide Enden verjüngt sind, galten als handwerkliche Meisterstücke. Ihre Herstellung verlangte viel Geschick – und wurde entsprechend hoch geschätzt.

Erst im Lauf des 20. Jahrhunderts verschwanden sie zunehmend aus dem Alltag, verdrängt von den einfacher zu produzierenden Parejos.

Vegas de Santiago D8 Torpedo (Barber Pole)

Torpedos

Diese Zigarre hat einen spitz zulaufenden Kopf, der ein konzentriertes Aroma ermöglicht. Die Form erlaubt es dem Raucher, den Zugwiderstand individuell
anzupassen.

Dass heute wieder vermehrt darüber gesprochen wird, liegt nicht nur am Wunsch nach Abwechslung, sondern auch am wachsenden Interesse am handwerklichen Aspekt des Zigarrenbaus.

Figurado nennt man sie noch immer, diese besonderen Formate. Torpedo, Salomon oder Culebra – sie alle fallen aus dem Rahmen. Ihre Herstellung ist aufwendiger, ihr Rauchverlauf weniger vorhersehbar, dafür oft spannender. Jede Form bringt eigene Herausforderungen mit sich.

Wer perfekte Salomones rollt, muss sein Handwerk beherrschen. Doch dahinter steckt meist mehr als eine einzige Person. Die Arbeit beginnt mit dem Bonchero, der den inneren Teil der Zigarre – die sogenannte Einlage – formt. Erst danach übernimmt der Torcedor, der für das gleichmässige Rollen und das Deckblatt verantwortlich ist. Nur wenn beide mit Sorgfalt arbeiten, entsteht eine Zigarre, die gleichmässig zieht, ruhig abbrennt und ihr volles Aroma entfaltet. Kleine Abweichungen in Form oder Füllung
können das ganze Raucherlebnis beeinträchtigen. Die besondere Form ist also kein Selbstzweck – sie verändert das Verhalten der Zigarre und verlangt besonders präzises Arbeiten. Und genau das ist es, was sie auszeichnet.

Perfecto-Zigarre: Vegas de Santiago D8 Centurions LXIV

Perfectos

Beidseitig verjüngt mit einem bauchigen Mittelteil, bietet sie einen abwechslungsreichen Rauchverlauf. Der schmale Anfang erleichtert das Anzünden, während der breitere Mittelteil eine grössere Tabakmenge für intensiveren Geschmack bereithält.

Es geht nämlich nicht um Exzentrik. Es geht um Differenzierung – in der Form, aber auch in der Wahrnehmung. Eine Figurado will bewusst gewählt werden. Sie liegt anders in der Hand, sie brennt anders, sie verlangt etwas Aufmerksamkeit. Aber genau das macht sie interessant. Wer Zigarren nicht nur konsumiert, sondern erlebt, wird an diesen Formaten kaum vorbeikommen.

Bonchero

Der Bonchero ist für das Formen des inneren Aufbaus der Zigarre verantwortlich. Dieser sogenannte «Bunch» besteht aus der Einlage (Tripa) und dem Umblatt (Capote). Durch sorgfältiges Falten und Anordnen der Tabakblätter bestimmt der Bonchero das Zugverhalten der Zigarre und legt die Basis für ein gleichmässiges Abbrennen.

Neben den bekannten Figurados gibt es Formate, die fast schon in Vergessenheit geraten sind. Eines davon ist die Culebra – spanisch für «Schlange». Dabei handelt es sich um drei dünne Zigarren, die miteinander verflochten und vor dem Rauchen voneinander getrennt werden. Ihr Ursprung ist nicht eindeutig geklärt. Eine verbreitete Theorie besagt, dass Culebras entwickelt wurden, um Torcedores und Boncheros ihre tägliche Ration von drei Zigarren zuzuweisen. Durch das Verflechten war die Menge leicht erkennbar, und die ungewöhnliche Form erschwerte den Weiterverkauf. Historisch belegt ist diese Praxis allerdings nicht.

Torcedor

Der Torcedor bringt das Deckblatt (Capa) auf – das äussere, besonders hochwertige Tabakblatt, das der Zigarre ihr Erscheinungsbild verleiht. In vielen Manufakturen vollendet er damit die vom Bonchero vorbereitete Zigarre. Erfahrene Torcedores übernehmen jedoch häufig alle Arbeitsschritte selbst – von der Einlage bis zur fertigen Vitola.

Eine zweite Herkunftstheorie führt die Culebra auf die Philippinen im späten 19. Jahrhundert zurück. Dort sollen sie als alternative Verpackungsform entstanden sein – möglicherweise mit dem Ziel, die Reifung dünner Zigarren zu verbessern. Diese Annahme wird durch einen Zeitungsartikel aus dem Jahr 1890 gestützt, der die Produktion von Culebras durch die Compañia General de Tabacos Filipinas beschreibt. Wie auch immer ihr Ursprung tatsächlich war: Heute sind Culebras eine Rarität. Sie gelten als Ausdruck besonderer Handwerkskunst, werden meist in limitierter Auflage gefertigt und bieten ein Raucherlebnis, das genauso speziell ist wie ihre Form.

Vegas de Santiago D8 Culebra

Culebras

Die Culebra besteht aus drei dünnen Zigarren, die miteinander verflochten sind. Ursprünglich sollen sie entstanden sein, um die tägliche Ration der Torcedores zu kennzeichnen und den Weiterverkauf zu verhindern. Heute sind sie eine Rarität und bieten ein einzigartiges Raucherlebnis.

Vegas de Santiago D8 Short Salomones

Salomones

Ein grosses Format mit komplexer Form, das höchste Handwerkskunst erfordert. Die Herstellung ist anspruchsvoll, da die Formgebung präzise sein muss, um ein gleichmässiges Abbrennen zu gewährleisten.

Auch jenseits der Figurado-Familie gibt es Formate, die durch Anspruch und Charakter hervorstechen. Die Lancero gehört dazu. Mit ihrer schlanken, geraden Silhouette wirkt sie auf den ersten Blick wie das Gegenteil einer Salomon oder Perfecto – und doch verbindet sie ein entscheidender Punkt: die hohe Kunst der Herstellung. Denn ähnlich wie bei den aufwendig geformten Figurados braucht es auch bei der Lancero viel Erfahrung und Fingerspitzengefühl. Das lange, schmale Zigarrenformat verzeiht kaum Fehler. Die dünne Einlage, das Verhältnis von Füllung zu Zug, die Gleichmässigkeit beim Abbrand – das alles muss stimmen, sonst funktioniert die Zigarre nicht. Kein Wunder, dass die Lancero bei Herstellern und Rollern gefürchtet ist. Bei Geniessern aber eben auch geschätzt. Wer eine Lancero raucht, merkt schnell, dass sie anders ist. Sie bietet ein intensiveres Spiel zwischen Deckblatt und Einlage. Die Herstellung der Lancero gilt bis heute als besonders anspruchsvoll. Schon kleinste Abweichungen beim Rollen führen dazu, dass der Zug nicht stimmt oder die Zigarre zu schnell abbrennt. Entsprechend hoch ist der Ausschuss bei der Produktion – viele Lanceros schaffen es nicht durch die Qualitätskontrolle. Wer sie jedoch meistert, schafft ein Format, das das Deckblatt in den Vordergrund rückt und
durch seine schlanke Bauweise ein oft sehr nuanciertes und ausgewogenes Geschmackserlebnis bietet.
Vegas de Santiago D8 Lancero

Lanceros

Die Lancero misst typischerweise 7.5 Zoll in der Länge bei einem Ringmass von 38. Sie wurde in den 1960er-Jahren in Kuba entwickelt und war zunächst Fidel Castro vorbehalten.

Vielleicht ist es genau diese exotische Haltung, die den Figurados eine neue Bühne auf dem Zigarrenmarkt bieten könnte. Sie kommen nicht als Massentrend sondern bieten eher ein vorsichtiges Wiederentdecken für Leute die neue Zigarren-Erlebnisse entdecken möchten. Wer sich für Zigarren interessiert, wird früher oder später auf sie stossen. Und wer ihnen eine Chance gibt, erlebt oft eine andere Seite des Rauchens – langsamer, genauer, manchmal überraschend. Denn: Zigarren müssen nicht immer gerade sein.

Das Zusammenspiel von Bonchero und Torcedor

Ob Bonchero und Torcedor als Team arbeiten oder ein einzelner Handwerker die gesamte Zigarre fertigt, hängt von der Philosophie der Manufaktur und der Komplexität des Formats ab. Besonders aufwendige Vitolas, etwa Figurado-Zigarren, werden häufig im Duo gefertigt.

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