


Roman selbst ist von klein auf mit dem Pfeifenbau vertraut. Sein Vater betrieb ebenfalls ein Tabakgeschäft, und die Liebe zu diesem Handwerk wurde an ihn weitergegeben. Spannend fand ich, wie Roman beschreibt, dass der Pfeifenbau weit mehr mit Kunst als mit Schreinerei zu tun hat. Diese Holzknollen, die wir verwenden werden, scheinen ihre eigene Seele zu haben. Sie haben Eigenheiten, eine Sprache, die erst beim Bearbeiten zum Vorschein kommt. Es ist nicht der Pfeifenbauer, der die Form bestimmt – vielmehr enthüllt das Holz selbst nach und nach seine Form.
Nach der Einführung beschlossen wir gemeinsam Abendessen zu gehen, damit wir Kursteilnehmer uns besser kennenlernen konnten. Nach einem gemütlichen und geselligen Abend verabschiedeten wir uns mit einem «bis morgen». Während jene mit einem längeren Anreiseweg in der Nähe des Freihlichtmuseums übernachteten, fuhr ich nach Hause zurück und freute mich bereits am nächsten Tag endlich loslegen zu dürfen.
Am Samstagmorgen ging es früh los. Schon um 8:00 Uhr traf sich unsere Truppe wieder, weil wir alle es kaum erwarten konnten, mit dem eigentlichen Bau unserer Pfeifen zu beginnen. Wir alle waren gut gelaunt und wollten endlich ans Werk gehen. Der erste Schritt bestand darin, ein passendes Holzstück auszuwählen, und Roman Peter hatte eine Kiste voll einzigartiger Knollen des Bruyèrholzes mitgebracht. Jede dieser Knolle erzähle ihre eigene «Geschichte» und habe ihre eigene Persönlichkeit, woraus sich die Form der Pfeife leiten lasse. Nach kurzem Überlegen entschied ich mich intuitiv für ein markantes Stück mit einer schönen, charakterstarken Struktur. Eigentlich hatte ich eine runde, grosse Pfeifenform im Kopf gehabt, aber das Holz selbst überzeugte mich davon, dass es kantig werden wollte.
Schnell war klar: Es sollte eine eher eckige, markante Form werden, bei der die natürliche Struktur des Holzes am Rand unberührt bleiben würde. Nur mein Wunsch nach einem grossen Tabakloch blieb bestehen.


Nun kam der Moment, in dem wir unsere gewünschten Pfeifenformen auf das Holz zeichneten. Hier durfte ich meine Vorstellungskraft wirklich einsetzen. Danach übernahm Roman Peter die riskante Aufgabe des Aussägens. Als er mein Holzstück in die Hand nahm, bemerkte er jedoch einen kleinen Makel: Es gab einen Hohlraum im Inneren des Holzes, der erst nach einem kurzen Schnitt sichtbar wurde. Glücklicherweise lag noch ein fast identisches Stück in der Kiste, und so konnte ich meine ursprüngliche Idee dennoch umsetzen.
Nachdem die Form grob ausgeschnitten und das grosse Tabakloch sowie die Verbindung zum Mundstück gebohrt waren, ging es ans Feilen. Es war eine ruhige, fast meditative Arbeit. Für Stunden stand ich da und feilte, schliff und formte die Pfeife mit Geduld und einer ruhigen Hand. Roman erklärte, dass das Holz in Etappen immer wieder geschliffen und eingefärbt werden sollte, um die natürliche Maserung sichtbar zu machen. Das Farbspiel war faszinierend: Man schleift, pinselt, schleift wieder und wieder, und jedes Mal kommen neue Details der Maserung zum Vorschein. Die gleiche Technik kam auch beim Mundstück zum Einsatz, das langsam Form und Glanz annahm. Ich liess mich vom Holz leiten, und als das Tabakloch von Hand auf die richtige Grösse erweitert wurde, musste ich erneut vorsichtig sein, damit das Loch zum Mundstück nicht beschädigt wurde. Nach diesem langen, handwerklich intensiven Tag hatte die Pfeife schliesslich ihre endgültige Form, und ich war fast versucht, sie zu rauchen – aber es fehlten noch die letzten, entscheidenden Schritte für das Finish.

