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Der traditionelle Tabakanbau in Kuba

Der traditionelle Tabakanbau in Kuba ist ein kunstvolles Handwerk, das bis heute vom Fachwissen und Fingerspitzengefühl der kubanischen Tabakbauern geprägt ist. Jede Phase, von der Saatgewinnung über das Anpflanzen und Pflegen der Pflanzen bis hin zur sorgsamen Trocknung und Fermentation, verlangt höchste Präzision und jahrzehntelange Erfahrung. Nur so kann der Tabak die besondere Qualität und das einzigartige Aroma entwickeln, die ihn weltweit zur begehrten Grundlage edler Zigarren machen.
Tabak ist sehr pflegeintensiv. Schon die Gewinnung des Saatguts erfordert eine behutsame Hand. Die reifen Samenkapseln werden zuerst abgeschnitten und getrocknet, damit die feinen Samenkörner vorsichtig aus den Kapseln herausgelöst werden können. Eine Pflanze liefert 25 Gramm Saat, das sind rund 300 000 Samenkörner. In überdachten Saatbeeten werden die Samen in eine mit Dünger, Fungiziden und Insektiziden behandelte Erde ausgesät. Etwa zwei Wochen später werden die ersten Schösslinge pikiert. Wenn die Setzlinge eine Höhe von 13 und 18 Zentimeter erreicht haben, werden sie auf sorgfältig vorbereitete Felder ausgepflanzt, wobei jede Tabakpflanze am Fuss mit Erde umhäufelt wird. Bei Bedarf werden ganze Felder mit Tüllschleiern umhüllt, um die Pflanzen vor Sonne und Wind zu schützen und ein möglichst optimales Wachstumslima zu schaffen.

In der Regel trägt eine Pflanze sieben Triebe und 30 Blätter. Aber nicht die Anzahl der Blätter bringt den Erfolg – ausschlaggebend ist, dass jedes Blatt von besonderer Güte sein muss. Je nach Reifegrad und je nach Verwendungszweck werden die Blätter geerntet. Die unteren Blätter der Tabakpflanze reifen zuerst, so dass die Ernte von unten nach oben erfolgt. Je reifer die Blätter, desto höher ihr Nikotingehalt; wenn sie jedoch zu reif sind, sinkt der Nikotingehalt wieder. Die Blätter müssen also genau zum richtigen Zeitpunt gepflückt werden, wenn die gewünschte Qualität und Stärke erreicht werden soll.

Der traditionelle Tabakanbau in Kuba
Die geernteten Blätter werden mit einem dünnen Baumwollfaden paarweise zusammengebunden und in der casa de tabaco, im Trockenschuppen, über Holzstangen während mehrerer Wochen getrocknet.

Der Trockungsvorgang, im Fachjargon als Curing bezeichnet, muss schonend und gleichmässig erfolgen und erfordert viel Feinspitzengefühl, damit die Blätter eine gleichmässige Färbung erhalten. Man unterscheidet drei verschiedene Trocknungsarten: die Luft-, die Sonnen- und die Feuertrocknung. Die verbreiteste Methode ist die Lufttrocknung in den casas de tabaco. Die Sonnentrockung, bei der die Blätter im Freien gelagert werden, und die Feuertrocknung werden in den grossen Plantagen immer seltener angewendet. Man bedient sich dieser Methoden noch, um das Chlorophyll (Blattgrün) zu fixieren, damit die grüne Farbe erhalten bleibt.

Der traditionelle Tabakanbau in Kuba
Danach beginnt die so genannte Fermentation, die «magische» Verwandlung des Tabaks. Die getrockneten Blätter werden zu ungefähr zwei Meter hohen und vier Meter breiten Stapeln ausgeschichtet und regelmässig befeuchtet. Innerhalb dieser Stapel entwickelt sich eine starke Eigenwärme, die in den Tabakblättern biochemische Prozesse in Gang setzt: Eiweissstoffe, Nikotin und Zucker werden abgebaut, während sich die für das Aroma wichtigen ätherischen Öle entwickeln. Die Güte des Tabaks hängt nun vom Fachwissen und von der Erfahrung der Fermentationsspezialisten ab: Um ein Optimum an Geschmack, Aroma und Brennfähigkeit zu erzielen, müssen die Tabakblätter bis zum Ende des Fermentationsprozesses immer wieder zur rechten Zeit umgeschichtet werden. Dabei muss darauf geachtet werden, dass sich die entwickelnde Hitze 40 Grad nicht übersteigt.

Das Trocknen und die erste natürliche Fermentation ziehen sich je nach späterer Verwendung über 20 bis 60 Tage hin. Damit ist die Bearbeitung des Tabaks in der Plantage beendet. Die getrockneten und fermentierten Blätter werden in Ballen zusammengebunden und an Cubatabaco geliefert, das staatliche Unternehmen, das in Kuba die gesamte Verarbeitung des Tabaks verwendet.

Tabago? Das Buch zum Museum

Am Anfang stand die Idee, zur Eröffnung des Tabakmuseums eine kleine Broschüre zu drucken. Entstanden ist ein grossformatiges, reich illustriertes Buch, das einerseits die Tabak- und Zigarrensammlung von Urs Merz präsentiert, andererseits aber auch einen Überblick über die allgemeine Geschichte des Tabaks und speziell der Tabakindustrie im Wynen- und Seetal gibt. Zudem werden die wichtigsten Tabak verarbeitenden Betriebe der Region vorgestellt. So ruft das Buch diese vergangene Industriekultur, die eine ganze Region geprägt hatte, in Erinnerung. Jetzt bestellen unter info@tabakmuseum.ch für CHF 45.– zzgl. Versandkosten

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