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19. Februar 2021

Pfeifen Club Zürich: Vom geselligen Beisammensein bis zum Wettbewerbsrauchen

Pfeifenraucher-Clubs haben in der Schweiz eine grosse Tradition. Bereits 1971 wurde der Pfeifen Club Schweiz PCS gegründet. Seither entstanden in der ganzen Schweiz kleinere Clubs, im Rahmen derer sich Tabakpfeifen-Liebhaber zum gemeinsamen Geniessen treffen. Einer von ihnen ist der Pfeifen Club Zürich. Im Interview spricht dessen Präsident Viktor Rothenfluh über die verschiedenen Ausrichtungen der Clubs, über die Zukunft des Pfeifenrauchens und seinen persönlichen Genuss.

Viktor Rothenfluh, wie würden Sie den Pfeifen Club Zürich in wenigen Worten beschreiben?

Ein langbewährter, inzwischen aber sehr kleiner Pfeifen Club, dessen Mitglieder sich meist einmal im Monat treffen. Zum Geniessen, aber auch einfach, um Freundschaften zu pflegen.

Wieso «inzwischen kleiner»? Wie hat sich der Club entwickelt?

Gegründet wurde unser Club 1972, im Restaurant Zeughauskeller in Zürich, als Sektion des Pipe-Club Suisse, dem Pfeifen Club Schweiz. Seither hat sich einiges getan. Zwischenzeitlich hatten wir 50 Mitglieder, die jedoch nie alle zu den Treffen gekommen sind. Aber aufgrund der Mitgliederbeiträge hatten wir hier die Übersicht. Heute sind wir aber nur noch fünf Mitglieder.

Wieso dieser Rückgang?

Das hat verschiedene Gründe. Vor allem aber, weil wir selbst auch nicht mehr so aktiv sind. Wir sind älter geworden, haben Familien usw. So hat sich das mit der Zeit auseinandergelebt. Und mit 50 Mitgliedern ist es auch eine grosse Administration. Wir mussten Anlässe durchführen, eine Generalversammlung, ein Kassenbuch führen… Das fällt heute alles weg. Heute treffen wir uns einfach noch jeden letzten Dienstag im Monat. Es ist alles kleiner, aber auch gemütlicher.

Wie muss man sich diese Treffen vorstellen?

Wir treffen uns jeweils im Restaurant Werdguet in Zürich, das ist unser Stammlokal. Übrigens gar nicht so einfach, noch ein Restaurant zu finden, in dem wir willkommen sind. Das Restaurant Werdguet aber ist super, dort hat man auch noch Freude an uns. Und man isst sehr fein.

Auch eine wichtige Komponente?

Durchaus! So können wir jeweils zuerst gemütlich zusammen essen und rauchen dann unsere Pfeifen.

Was sind die Gesprächsthemen an einem solchen Abend?

Teilweise kennen wir uns untereinander schon über 30 Jahre. Da weiss man auch viel Privates, über die Familie usw. Natürlich werden dann auch solche Themen besprochen. Oder Alltagsthemen, was Freunde untereinander sprechen. Besonders spannend ist es jeweils, wenn politische Abstimmungen bevorstehen, dann kann es auch schon mal politisch werden. Das Hauptthema ist aber natürlich das Tabakpfeifen-Rauchen.

Pfeifen Club Zürich: Vom geselligen Beisammensein bis zum Wettbewerbsrauchen

Hat man da nicht einmal alles durchdiskutiert?

Überhaupt nicht! Vielleicht hat jemand einmal einen neuen Tabak ausprobiert, den man diskutiert oder empfiehlt. Oder eine neue Tabakpfeife dabei, die man dann genau inspiziert. Ich alleine habe in all den Jahren rund 60 Tabakpfeifen angeschafft, die ich auch regelmässig brauche. Sie sehen: Mehr als genug Diskussionsstoff.

Was ist denn so unterschiedlich an den Tabakpfeifen?

Die Bauart, das Aussehen. Die einen sind stärker gebogen, die anderen haben eine besondere Musterung. Und bei jeder muss man wissen, wie man sie richtig raucht, damit man das gleiche Genusserlebnis hat.

Gibt es eigentlich auch Tabakmischungen, die in einem Pfeifen Club verpönt sind?

Gar nicht. Die einen mögen besonders starken Tabak, andere eher aromatischen. Wir haben zum Beispiel ein Mitglied, das sehr gerne amerikanischen Tabak raucht, also aromatischen, süssen Tabak. Ich hingegen bevorzuge eigentlich starke, englische Tabakmischungen mit Latakia, die einen ganz besonderen Geschmack haben. Inzwischen bin ich aber auch etwas davon weggekommen.

Wieso das?

Man mag ihn bei mir zuhause nicht so, wegen dem speziellen Geschmack. Aber nicht nur dort. Deshalb bin ich umgestiegen auf Tabak, den man vielerorts gerne riecht, eine leichte Burley-Mischung mit Vanille-­Aromen. Es ist schon erstaunlich, wie viel das ausmacht. Wenn ich beispielsweise in den Bergen unterwegs bin und nach einer Wanderung in einem Bergrestaurant eine Pfeife rauchen möchte, frage ich natürlich immer erst, ob das jemanden stört. Und wenn ich dann meine Pfeife anstecke, sind die Leute rundherum meist begeistert vom Geruch. Das hat man mit anderen Rauch-Produkten nicht oft.

Seit wann rauchen Sie Tabakpfeife? Und wieso?

Damit habe ich schon ganz früh angefangen, schon während dem Schulabschluss. Und bin dann dabei geblieben. Eben auch, weil es etwas Gemütliches ist, für das man Zeit braucht. Es dauert seinen Moment, bis man seine Pfeife gestopft hat, und geraucht hat.

Und zu welcher Gelegenheit geniessen Sie heute eine Tabakpfeife?

Das ist ganz verschieden. Zum Beispiel nach einem guten Essen. Oder eben in den Bergen, während oder nach einer Wanderung. Es ist aber nicht so, dass ich immer eine Tabakpfeife im Mund habe. In den Ferien kann es zwar sein, dass ich einmal zwei bis drei Tabakpfeifen pro Tag rauche. Es können aber genauso gut auch nur zwei bis drei auf eine Woche verteilt sein.

Hat auch der Pfeifen Club Zürich dazu beigetragen, dass Sie der Pfeife immer treu geblieben sind?

Zuerst muss ich mal betonen, dass ich nicht nur Pfeife rauche. Ich rauche auch gerne einmal eine Zigarre. Oder eine Krumme oder einen Stumpen. Zum Beispiel, wenn ich Fischen gehe. Da kann ich mich nebenbei nicht noch auf eine Pfeife konzentrieren. Bei einem Stumpen macht das weniger. Und ja, natürlich hat auch der Pfeifen Club zur Leidenschaft beigetragen. Oder anders gesagt: Die ganze Pfeifen Club-Szene. So nahm ich früher beispielsweise auch an Wettbewerben teil, wurde je einmal Zweiter bei einer Zentralschweizer Meisterschaft und einer Basler Meisterschaft.

Was sind das für Wettbewerbe?

Da geht es ums Wettrauchen. Dabei wird im Voraus die Art von Tabakpfeife festgelegt sowie die Tabakart und die Menge, international sind dies immer 3 Gramm, national können es bei kleinen, internen Meisterschaften auch einmal 2 Gramm sein, jedoch muss dies klar deklariert werden. Normalerweise stehen diese Vorgaben schon im Voraus fest, so dass ganz Verbissene – was ich selbst nie war – schon trainieren können. Beim Wettrauchen selbst hat man dann zwei Zündhölzer zur Verfügung, fünf Minuten Zeit, die Tabakpfeife zu stopfen, eine Minute, den Tabak mit den zwei Zündhölzern anzuzünden. Und dann geht es darum, wer am längsten raucht.

Worauf muss man dabei achten?

Es geht zum einen darum, richtig zu stopfen, so dass der Tabak später möglichst optimal glüht. Und zum anderen spielt natürlich das Rauchen selbst eine grosse Rolle, das richtige Mass zwischen Ziehen und Abwarten, so dass die Glut immer bestehen bleibt und der Tabak gleichzeitig nicht zu schnell abraucht.

Und das sind richtige Events?

Absolut. Solche Wettbewerbe gibt es auch international, einige Clubs organisieren Reisen an diese Wettbewerbe. Und natürlich findet die Schweizermeisterschaft jedes Jahr statt, meist von einer Sektion organisiert. Wir selbst haben 2013 zum letzten Mal die Schweizer Meisterschaft organisiert und sind 2020 wieder dran. Daneben führen einzelne Clubs aber auch eigene, interne Wettbewerbe durch, einfach zum Spass.

Der Pfeifen Club Zürich ebenfalls?

Nein, heute nicht mehr. Aber der Pfeifen Club Uster beispielsweise führt regelmässig solche Rauchwettbewerbe durch. Allgemein ist der Pfeifen Club Uster ein sehr aktiver Club, macht regelmässig Anlässe, zum Beispiel ein Spanferkelessen. Entsprechend hat der Pfeifen Club Uster auch mehr Mitglieder als wir, rund 20 Mitglieder sind es dort.

Tauscht man sich auch aus unter den Pfeifen Clubs?

Ich bin schon auch ab und zu bei anderen Pfeifen Clubs zu Besuch, wie eben beispielsweise in Uster. Da entstehen immer gute Gespräche. Oder momentan bin ich oft beim Pfeifen Club Ticino, der im nächsten Jahr die Schweizermeisterschaft durchführt. Hier helfe ich gerne bei der Organisation, gebe Tipps, was man wie machen könnte. Allgemein ist man sich unter den Pfeifenrauchern natürlich schnell sympathisch. Schlussendlich sind wir ja oft auch sehr ähnliche Menschen. Gemütliche Geniesser. Da muss auch nicht immer gesprochen werden.

Unterscheiden sich denn die einzelnen Pfeifen Clubs in der Schweiz sehr?

Durchaus, vor allem bezüglich ihrer Aktivitäten. Wenn man so viele Anlässe organisiert wie eben beispielsweise der Pfeifen Club Uster, bekommt man natürlich auch mehr Aufmerksamkeit und zieht auch neue, jüngere Leute an. Bei uns ist das eher weniger. Wir sind wirklich unser kleiner Kreis. Das heisst aber nicht, dass neue Leute nicht willkommen wären. Wer auch immer Interesse hat, kann sich entweder gerne mit mir in Verbindung setzen oder dann einfach jeden letzten Dienstag im Monat direkt im Restaurant Werdguet in Zürich vorbeikommen. Wir würden uns auf jeden Fall freuen!

An was für Leute denken Sie denn beispielsweise?

Das können Pfeifenraucher sein, die sich auch gerne einmal mit Gleichgesinnten austauschen möchten. Aber auch solche, die noch nie eine Tabakpfeife geraucht haben, sich aber dafür interessieren. Hier helfen wir mit unserer Erfahrung gerne weiter. Zum Beispiel mit Tipps, wie man eine Tabakpfeife richtig stopft, anzündet und raucht. Oder welcher Tabak für welchen Geschmack passen könnte. Und natürlich, welche Tabakpfeifen sich eignen und welche eher nicht.

Welche Tabakpfeifen eignen sich denn gar nicht?

Naja, es gibt Tabakpfeifen, die 20 Franken kosten. Und diese können einfach nicht die gleiche Qualität haben, wie andere. Es sind zwar alle aus den Wurzelknollen der Baumheiden gefertigt. Der Unterschied aber ist, dass bei Qualitätspfeifen die Wurzelknollen oft rund 50 Jahre alt sind. Die zugeschnittenen Kantel werden dann im heissen Wasser gekocht und anschliessend rund drei Jahre gelagert und getrocknet, bevor sie weiterverarbeitet werden. Das bewirkt, dass das Holz später nicht reisst, keine Eigenkraft mehr im Holz ist. Bei günstigeren Produkten hingegen werden oft viel jüngere Wurzelknollen verwendet und diese dann direkt zu Tabakpfeifen verarbeitet. Entsprechend kann es sein, dass sie beispielsweise schneller Risse haben.

Denken Sie denn, dass das Tabakpfeifen-Rauchen überhaupt noch Zukunft hat? Dass es Nachwuchs gibt?

Eine schwierige Frage. Es ist schon so, dass, vor allem seit man in den meisten Restaurants nicht mehr Rauchen darf, auch das Interesse am Tabakpfeifen-Rauchen abgenommen hat. Es braucht halt nun mal mehr Zeit als eine Zigarette. Aber es ist auch mehr Genuss, mehr Gemütlichkeit. Und Leute, die genau das Suchen, davon bin ich überzeugt, wird es immer geben.

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