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11. April 2024

Albi Matter: Musik, Zigarren, Country

Das Geniessen einer Zigarre ist schon lange nicht mehr das Privileg einer kleinen, überschaubaren Schicht. Liebhaber und Liebhaberinnen von Zigarren findet man heutzutage in allen Teilen der Bevölkerung: ob arm oder reich, ob jung oder alt, unabhängig von Geschlecht oder Identität, ob Normalo oder Promi.
Aus der letzten Gruppe werden wir Ihnen ab der heutigen Ausgabe Menschen vorstellen, die man sowohl als «Zigarren-Aficionados» wie auch durch ihre prominente Tätigkeit kennt. Und wir beginnen bei A wie Albi Matter, dem bekannten Organisator des legendären Country-Festivals im Albisgüetli Zürich.

tdm: Albi, kannst du dich in 3,4 Wörtern beschreiben? Wer bist du?

AM: Ich bin echt, verstelle mich nicht. Ich bin ehrlich, zuverlässig und gebe immer Vollgas.

tdm: OK, und wie war der junge Albi?

AM: Mit 20 Jahren war ich natürlich ein Flegel, die Welt gehörte mir, oder ich wollte sie erobern. Ich war neugierig, interessierte mich für alles. Zum Beispiel für Musik, war mit einer Band unterwegs.

tdm: Du hast Musik gemacht? Hast du ein Instrument gespielt?

AM: Nein, ich war Roadmanager. Meine musikalischen Höhepunkte beschränkten sich auf Saxophon spielen in einer Guggenmusik. Aber vor allem war ich ein neugieriger Kerl.

Albi Matter: Musik, Zigarren, Country

Albi Matter und die legendäre Ikone Lorrie Morgan mit der von LEXUS zur Verfügung gestellten Limousine, 2013.

tdm: Was hat der Albi Matter von heute – du bist 72 – mit dem jungen gemeinsam?

AM: Ich habe immer noch diese grosse Neugier in mir, ich interessiere mich für so vieles, und meine Tage vergehen so schnell, weil ich in einer spannenden Branche tätig bin. Ich lese auch sehr viel, keine Romane, sondern ich habe diverse Zeitschriften abonniert, lese gerne Politisches. Und ich bin nach wie vor sehr kreativ, meine Kreativität ist ein Geschenk.

tdm: Kannst du uns ein kreatives Beispiel geben?

AM: Sogar zwei…

1979 gründete ich den Privatclub «The Big Apple» in Zürich-Altstetten. Das war in der damaligen Zeit DER Club.

Und ich manage neu einen aufstrebenden Künstler, Florian Fox. Er gilt als Jonny Cash der Schweiz, denn seine Bariton-Stimme darf mit derjenigen der Country-Ikone Cash verglichen werden. Dieses Management erfordert Erfahrung und Kreativität.

tdm: Wie würden dich deine engsten Freunde und Weggefährten beschreiben?

AM: Sie würden wohl sagen, dass ich zuverlässig, grosszügig und ehrlich sei. Dass ich alles gebe, ein Chrampfer sei.

Albi Matter: Musik, Zigarren, Country

Martin Schiess (l.) von «k-direct» übergibt Topstar Jeff Turner († 2020) den verdienten «Life Time Award» (r. Turners ex-Manager Albi Matter, 2019

tdm: Einer, der ohne Arbeit nicht leben kann?

AM: Nein, ich arbeite einfach wahnsinnig gerne, sieben Tage die Woche. Natürlich sind es samstags und sonntags nur einige wenige Stunden, aber meine Arbeit ist für mich keine Belastung. Es ist eher wie ein Hobby. Ich liebe meine Tätigkeiten, denn jeder Tag bringt mir etwas Neues und ich kann meine Kreativität ausleben. Es ist der beste Beruf für mich. Ursprünglich bin ich ja gelernter Buchdrucker.

tdm: Nebst der Arbeit, hört man, sei dir auch die Familie wichtig.

AM: Sehr. Ich bin ein Familienmensch, habe ja drei Töchter aus meiner ersten Ehe: Denise ist 38, Andrea 40 und Carol 42 Jahre alt. Wir haben ein respektvolles, kollegiales, schönes Verhältnis zueinander, telefonieren praktisch täglich. Wir können miteinander über Beziehungsprobleme und über Gott und die Welt und alles, was dazwischen liegt, offen reden. Meine jüngste Tochter, Denise, hat zwei Enkel; ich bin folglich auch
stolzer Grossvater.

tdm: Und Ehemann einer erfolgreichen Sportlerin. Bist auch du beim Sport anzutreffen?

AM: Ich war früher sportlich unterwegs, spielte als 15-Jähriger Eishockey bei GC. Damals noch auf der Kunsteisbahn Dolder, ohne Helm. Ich war kein schlechter Spieler, doch mit 17 erlitt ich eine Schulterverletzung, die mich zu einer Pause zwang. Dann interessierten mich auch die Mädchen immer mehr, weshalb die Pause bis heute andauert…

tdm: So endete eine hoffnungsvolle Hockey-Karriere. Eine Badminton-Laufbahn hast du gar nicht erst eingeschlagen, denn familien-intern…

AM: … hätte ich nicht den Hauch einer Chance. Meine Frau Winny ist Badminton-Weltmeisterin Ü30 im Damen-Doppel. Sie stammt ja ursprünglich aus Malaysia, wo Badminton die Nationalsportart ist. Sie ist topfit und sehr Sport-afin, während ich nur noch ab und zu auf dem Mountainbike unterwegs bin.

tdm: Du geniesst deine Familie, deine Arbeit… und was gehört sonst noch zum Genussmenschen Albi Matter?

AM: Ich bin ein Genussmensch, das ist wahr. Da steht natürlich die Zigarre im Vordergrund, ohne Zigarre geht bei mir gar nichts, ich rauche sechs bis acht Zigarren im Tag.

Albi Matter: Musik, Zigarren, Country

Die legendären Bellamy Brothers freuen sich in der Garderobe mit Programmchef Albi Matter und Howards Ehefrau auf ihren grossen Auftritt, 2009

tdm: Wie bist du zur Zigarre gekommen?

AM: Ich rauchte jahrelang Zigaretten, und als ich Vater wurde und meine Töchter Richtung Pubertät kamen, hörte ich auf, Zigaretten zu rauchen, denn ich wollte ihnen ein gutes Beispiel, ein Vorbild sein. Immer wieder hörte ich mit dem Rauchen auf, etwa 30 Mal. Irgendwann schaffte ich es dann auch, so mit 40 oder 42, und ich habe ein Jahr lang gar nichts geraucht. Als ich später mal eine Zigarre geschenkt bekam, paffte ich sie und fand das noch ganz gemütlich und genussvoll.

tdm: Seitdem bist du auf den Geschmack gekommen und sogar Markenbotschafter geworden.

AM: Ich war in den frühen 90er-Jahren mehrmals in Kuba und auf einem Rückflug in die Schweiz las ich einen Artikel über Avo Uvezian. Avo war ein Zigarrenkenner und Musiker, der zum Zigarrenproduzenten mutierte. Dank ihm gibt es die berühmten «AVO»-Zigarren aus der Dominikanischen Republik. Ich war damals gerade mit der Organisation eines Blues-Festivals beschäftigt, das an einem Weekend in 21 Locations stattfinden sollte und suchte noch Sponsoren. Ich nahm mit der Firma Oettinger Davidoff, welche die Marke «AVO» vertreibt, Kontakt auf. Ich musste beim damaligen CEO antraben, präsentierte meine Pläne und das Resultat war, dass ich einen grosszügigen Sponsor für mein Blues-Festival hatte und nun Markenbotschafter für «AVO»-Zigarren war.

tdm: Welche Zigarren rauchst du und wie sieht dein tägliches Rauchverhalten aus?

AM: Am Morgen habe ich mein Ritual: Meine Frau Winny geht zur Arbeit und ich starte den Tag mit meinen Zeitungen, dem ersten Kaffee und der ersten Zigarre im Wintergarten. Zwischen 9 und 9:30 Uhr hole ich meine Post beim Postfach ab und rauche im Auto meine zweite Zigarre. Meistens fahre ich noch eine Runde um den Block, damit ich sie noch etwas länger geniessen kann. Rund ums Mittagessen herum erlaube ich mir die dritte Zigarre. Ich arbeite ja zuhause, und da kann ich jederzeit eine Pause im Wintergarten einschalten, bei einem Kaffee und einer weiteren Zigarre. Abends, wenn Winny im Badminton-Training weilt, lasse ich in aller Ruhe den Tag ausklingen, lesend und eine letzte Zigarre geniessend. Ich bevorzuge keine Marke, habe schon diverse ausprobiert, und momentan gefallen mir die «Dominico»-Torpedo-Zigarren von Villiger.

tdm: Du bist also vielseitig betreffend deiner Zigarren – gilt dies auch für die Musik?

AM: Ja, als Künstleragent und Veranstalter muss man einfach vielseitig sein. Ich höre hauptsächlich Radio, manchmal Radio 1, manchmal Radio Zürisee und ich höre alles gerne, von Rock über Jazz zu Blues und – of course – Country. Diesem Stil fröne ich immer am Sonntagabend von 20.00 – 22.00 Uhr auf SRF 1, dem «Country Special».

Albi Matter: Musik, Zigarren, Country

Freddie Mercury, 1980

tdm: Of course. Du wirst ja in der Presse auch als Country-Papst betitelt und organisierst das weltweit grösste Country Music Festival, das vom 2.Februar bis 3.März 2024 stattfand.

AM: Im Albisgüetli Zürich, richtig. Dies bereits zum 38. Mal.

tdm: Du könntest jetzt wohl Anekdoten ohne Ende erzählen. Leider sprengt dies unser Platzangebot. Aber einen, zwei Höhepunkte würden wir schon gerne von dir hören.

AM: Spontan kommen mir da die «Dixie Chicks» in den Sinn, die heute «The Chicks» heissen. Ich brachte sie als Erster nach Europa, als sie noch unbekannt waren. Sie gaben im Albisgüetli zwei Konzerte, für fast kein Geld. Danach starteten sie durch und spielen heute in der obersten Liga. Wir hatten Grössen wie den Grammy-Gewinner Marty Stuart und seine Ehefrau Connie Smith. Leider hatten wir keine Künstler wie Willie Nelson oder Künstlerinnen wie Dolly Parton, die zu den Top 20 der Szene gehören.

tdm: Die hätten wohl dein Budget gesprengt.

AM: Wir sind für solche Künstlerinnen und Künstler gar kein Thema, die füllen locker ein Hallenstadion. Bei uns spielen diejenigen Acts, die man grad noch bezahlen kann und auf dem Sprung in die Elite sind. Ich möchte auch nicht 150 Franken für ein Ticket verlangen. Unsere Konzertpreise sollen erschwinglich sein, denn unser Publikum möchte auch noch was essen und trinken. Ein einziges Mal musste ich die Eintrittspreise deutlich anheben, als ich Kiefer Sutherland, den bekannten Schauspieler und Musiker, auf die Bühne brachte.

tdm: Für ein Festival dieser Grösse braucht es auch ein grosses Team. Was sind deine Aufgaben in diesem Team?

AM: Ich habe das Country Music Festival 1985 mitbegründet und ins Leben ge-
rufen und bin quasi dessen Gesicht. Ich organisiere alles gegen aussen: Ich engagiere die Künstler und Künstlerinnen, hole sie ab, mache alle Verträge und buche ihre Hotels. Ich treibe Sponsoren auf, pflege den Kontakt mit ihnen, bin Anlaufstelle für die Presse und für das Programm zuständig. Im Sommer fliege ich jeweils nach Nashville und buche die Musiker und Musikerinnen für die nächste Ausgabe des Festivals. Nebst dem organisiere ich im September 2024 die zweite «Country Music on The River», von Basel nach Amsterdam, mit drei Country Top-Bands an Bord.

tdm: Albi, du bist jetzt 72. Wer wird diese riesige Arbeit eines Tages an deiner Stelle machen?

AM: Niemand.

tdm: Niemand? Hast du keinen Nachfolger, keine Nachfolgerin aufgebaut?

AM: Das ist eine gute Frage. Aber wer will oder kann das machen? Mein Kapital ist nicht das Geld, sondern das Netzwerk, das ich mir über Jahrzehnte aufgebaut habe. Dasselbe gilt auch für meine Firma: Die «Schreibmaschine» oder der Schreibtisch haben keinen Wert. Es ist das Netzwerk, das Knowhow – und das kann man nicht verkaufen. Für mich heisst das, noch lange gesund bleiben. Ausserdem bin ich topmotiviert und liebe meine Arbeit. Und das 40. Country Music Festival will ich auf jeden Fall noch erleben.

tdm: Das gilt auch für mich. Lieber Albi, ich danke dir für das Gespräch.

Foto Titelbild: © Jan Strobel / Tagblatt der Stadt Zürich

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