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16. octobre 2020

Kaffee mit Schnaps wärmt Körper und Seele

Er hat vor allem im Winter Saison, der Kaffee mit einem kleinen Schuss Alkohol. Sei es zum Aufwärmen neben der Skipiste oder zum Anstossen rund um die Fasnacht. Dabei ist der Kaffee Schnaps nicht einfach eine moderne Marketing-Erfindung, sondern wird bereits seit Jahrzehnten konsumiert – und das weltweit.

Unbestritten: Kaffee gehört in der Schweiz das ganze Jahr hindurch zu einem der beliebtesten Getränke. In der Winterzeit aber steigt dessen Beliebtheit jeweils gleich nochmals ein bisschen an. Dann, wenn man neben Skipisten oder rund um die Fasnacht wieder vermehrt einen Schuss Schnaps zum Kaffee gibt. Kafi Luz, Kafi Zwetschgen, Kafi Träsch, Schümli Pflümli und wie sie alle heissen. Was aber kaum jemand weiss: Dahinter steht auch wirklich eine Tradition, eine längere Geschichte.

Die Legende vom Entlebuch

Der Ursprung des Schweizer Kaffees mit Schnaps wird in der Region Luzern vermutet. Kein Wunder also, ist bis heute der Kafi Luz oder eben der Luzerner Kaffee auch der bekannteste aller Kaffees mit Schuss und gilt als Vorreiter der Schweizer Kaffeevaria­tionen mit Alkohol. So findet sich in alten Dokumenten nämlich ein Rezept für den «Äntlebuecher Kaffi». Im Entlebuch des 18. Jahrhunderts soll das Schnapstrinken so beliebt gewesen sein, dass es den Behörden irgendwann zu viel wurde. Man sprach von einer «Schnapsseuche» und erliess zur Bekämpfung ebendieser kurzerhand ein Brenn- und Trinkverbot. Eine Legende besagt, dass die Entlebucher sich das nicht gefallen liessen und sie ihren geliebten Schnaps kurzerhand einfach im Kaffee versteckten.

Ob der Ursprung des Schweizer «Kafi Schnaps» wirklich im Entlebuch liegt oder die Geschichte in das Reich der Mythen gehört, wird sich wohl nie mehr ganz klären lassen. Denn andere Quellen sprechen auch davon, dass früher der Kaffee mit viel Wasser und ein wenig Schnaps verdünnt wurde, um das teure Grundprodukt zu strecken und länger etwas davon zu haben. Wie auch ­immer: Das alkoholisierte Heissgetränk erfreute sich schnell grosser Beliebtheit. Und wie es in der Schweiz bei den meisten Rezepten ist, gibt es natürlich auch vom Kaffee mit ­etwas Alkohol in fast jeder Region eine ­eigene Variation.

Kaffee mit Schnaps wärmt Körper und Seele

In der Region Luzern war lange Zeit vor allem der Kaffee Träsch verbreitet, wie es der Name schon sagt verfeinert mit Träsch, einem Schnaps aus Kernobst wie Äpfeln und Birnen. Der «Verein Kulinarisches Erbe der Schweiz» schreibt beispielsweise von einer natio­nalen Umfrage aus dem Jahr 1930, dessen Resultat aufzeigt, dass «im Luzernischen noch immer relativ häufig» Kafi Träsch getrunken wird. Je nach Region wird dieser auch einfach Kafi Luz oder Cheli genannt. Das Typische am Kafi Luz ist der dünne Kaffee als Grundlage, meist aus Instantkaffee und viel Wasser. In der Bodensee-Region gab es lange vor allem den «Bodensee-­Kafi» mit etwas Schnaps aus Kartoffeln. Im Appenzellerland kennt man den Kafi Appenzeller – natürlich mit dem berühmten Appenzeller-Kräuterschnaps. Mit Pflaumenschnaps bekommt man den Kafi Pflümli und mit Rahm dazu den Schümli Pflümli. In der Westschweiz wiederum ist der Cafe de Pomme verbreitet, Kaffee mit Apfelschnaps.

Es gibt aber Länder, die eine grössere Kaffeetradi­tion als die Schweiz haben – und auch eine grössere Bandbreite bezüglich alkoholhaltiger Kaffeegetränke kennen. Allen voran Österreich: Angefangen beim Almkaffee mit Obstschnaps und Eidotter oder dem Biedermeier mit Marillenlikör über den Fiaker mit Rum und den Kaffee Kirsch bis hin zum Marghiloman mit Cognac oder dem Maria Theresia mit Orangenlikör… um nur einige wenige zu nennen. ­Unser östliche Nachbar kennt über 40 Kaffeevariationen, und nicht wenige davon mit einem Schuss Alkohol.

Exotische Alternativen im Ausland

Ein bisschen weniger Auswahl gibt es in Deutschland. Vor allem im Norden des Landes ist der Schwaten verbreitet, ein schwacher Kaffee mit Korn. Rum kommt in den Holzländer Rumkaffee wie auch in den Pharisäer – wobei letzterer noch eine Schlagrahm-Haube bekommt. Ein wenig aufwendiger präsentiert sich der Rüdesheimer Kaffee, flambiert mit einem Weinbrand und verfeinert mit Schlagrahm, Vanillezucker und Schokostreusel. In Frankreich kommt natürlich Cognac zum Einsatz, im Cafè Royal. Italien wiederum exportiert mit Cappuccino, Espresso, Ristretto, Caffè Latte, Caffè Macchiato usw. zwar die meisten Kaffeevariationen in die Schweiz. Alkohol findet sich aber nur im Caffè Coretto – natürlich mit einem Schuss Grappa.

Es geht aber auch noch exotischer. Einige der alkoholhaltigen Kaffeevariationen aus der weiten Welt gehen fast eher schon als Cocktail durch, manche sind bei uns fast bekannter als in ihren angeblichen Herkunftsländern selbst. Und ein paar wenige erscheinen auf den ersten Blick nicht gerade als wahrer Genuss, zumindest in unseren Breitengraden. Aber wieso nicht einen Versuch wagen?

Café Mexicano

1 Stück Schokolade mit 2 cl Kaffeelikör (z.B. Kahlua) und heissem Kaffee übergiessen. Etwas Zimt beigeben oder mit Zimtstange anstatt Löffel servieren. Anstelle von Kaffeelikör gibt es auch die ­Variation mit Tequila, etwas Zucker und geschlagenem Rahm obendrauf.

Russischer Kaffee

1 dl starken Kaffee mit etwas Zucker süssen und mit 1 dl Rotwein aufkochen bis zum Siedepunkt. Einen halben Esslöffel Wodka dazugeben und nochmals kurz aufkochen. Wer möchte kann auch noch etwas Zimt dazugeben.

Caribbean Coffee

2 Esslöffel dunklen Rum und 1 Esslöffel Likör mischen, mit starkem Kaffee aufgiessen und zum Schluss steifen Rahm darauf geben. Dazu passen auch noch ein Schuss Rohrzuckersirup sowie Schoko­streusel.

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